2009. február 24., kedd

1.867 - Aber auch die Lage in Ungarn sei nicht gerade dazu angetan, Investoren in Scharen anzulocken!

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Gesendet: kedd, 2009. február 24. 18:35
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Internationale Staatsanleihen gefragt

24.02.2009
Union Investment

Frankfurt (aktiencheck.de AG)
- Die Länder Osteuropas geraten immer stärker in den Strudel der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise, so die Experten von Union Investment.

Besonders am Devisenmarkt würden die Verwerfungen inzwischen teilweise ein beängstigendes Ausmaß annehmen. Der Ungarische Forint oder der Polnische Zloty hätten allein seit Jahresanfang gegenüber dem ebenfalls unter Druck stehenden Euro mehr als zehn Prozent an Wert verloren. Sie seien damit in dieser Phase sogar noch stärker unter die Räder als der bereits seit längerem angeschlagene Russische Rubel gekommen.

Eine Gemengelage von Gründen sei für die Wechselkursverluste verantwortlich. Zu nennen seien die Auswirkungen des Konjunktureinbruchs in Westeuropa, welcher die exportorientierten Industrien aus dieser Region (z. B. Automobilzulieferer) in Mitleidenschaft ziehe und die ohnehin schon seit längerem bestehenden Leistungsbilanzdefizite weiter in die Höhe treibe.

Das Bankensystem in den meisten osteuropäischen Ländern sei fest in der Hand westeuropäischer Institute. Infolge der Bankenkrise und eines zunehmenden staatlichen Einflusses stocke die Kreditvergabe an Osteuropäer, weil heimische Kunden vielfach bevorzugt würden. Nachdem die osteuropäischen Zentralbanken die Leitzinsen gesenkt hätten, sei der Anreiz gesunken, in diesen Ländern Geld anzulegen. Stattdessen hätten viele Investoren ihr Geld sogar abgezogen, was den Abwertungsdruck noch verstärkt habe. Im Gegensatz zu vielen aufstrebenden Ländern aus Asien würden die Staaten Osteuropas nicht über ausgedehnte Devisenreserven verfügen, mit deren Hilfe sie ihre Währungen stützen könnten.

Schließlich trage auch die unsichere politische Lage in einzelnen Ländern nicht gerade dazu bei, sich in dieser Region zu engagieren. Betroffen sei hiervon vor allem die Ukraine. Aber auch die Lage in Ungarn sei nicht gerade dazu angetan, Investoren in Scharen anzulocken.

Die andere Seite der Medaille seien die gestiegenen Risikoprämien auf Staatsanleihen. Die Prämien für die Versicherung fünfjähriger Staatsanleihen vor einem Staatsbankrott die so genannten CDS-Spreads seien im Falle Ungarns auf 5,5 Prozent der zu versichernden Summe geklettert, im Falle Polens immerhin auf vier Prozent. Kurz vor dem Abgrund stehe die Ukraine: Hier liege die Versicherungsprämie mittlerweile bei rund 40 Prozent. Ursächlich für die Spreadausweitungen seien in erster Linie die in Fremdwährung aufgenommenen Kredite, deren Rückzahlung durch die Währungsabwertungen massiv erschwert werde.


Die Verschärfung der Krise in Osteuropa bleibe nicht ohne Folgen für Westeuropa. Speziell das bereits erwähnte Engagement westeuropäischer Banken in der Region diene als Übertragungsweg, wobei Institute aus Österreich am anfälligsten erscheinen würden. Groß angelegte Rettungsaktionen für seine Banken könnten den österreichischen Staat schnell überfordern, so die Meinung des Marktes, wenn man die deutlich erhöhten Risikoaufschläge österreichischer Staatstitel gegenüber Bundesanleihen als Maßstab nehme. Der Alpenstaat müsse inzwischen im Zehnjahresbereich einen Aufschlag von 130 Basispunkten berappen, um seine Anleihen am Markt platzieren zu können.

Dass das Thema Osteuropa inzwischen zu einem Problem der Eurozone geworden sei, lasse sich auch in der Euro/Dollar-Entwicklung ablesen. Mit jeder negativen Nachricht aus Osteuropa sei die Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar weiter abgesackt. Amerikanische Banken seien verglichen mit europäischen Banken deutlich weniger in risikobehafteten aufstrebenden Ländern engagiert.

Insgesamt seien die Kapitalmärkte auch in der Vorwoche durch die wieder zunehmende Risikoscheu der Investoren geprägt gewesen. Die Renditen von Bundesanleihen und amerikanischen Schatzanweisungen seien weiter gesunken, sodass der Anstieg im Januar inzwischen fast vollständig egalisiert worden sei. Die wachsende Risikoaversion bekomme auch der Corporate-Bond-Markt zu spüren. Es werde zunehmend schwieriger, Unternehmensanleihen zu akzeptablen Bedingungen zu platzieren. Die Neuemissionsflut am Unternehmensanleihemarkt ebbe daher auch inzwischen merklich ab. Zeichnungsgewinne seien kaum noch möglich.

Die verstärkte Nachfrage nach sicheren Staatspapieren sei nicht zuletzt aber auch auf die in der Mehrzahl erneut schlechten Konjunkturdaten zurückzuführen. Weit und breit gebe es noch keine konkreten Anhaltspunkte für eine durchgreifende Wende in der Konjunkturentwicklung. Optimisten könnten höchstens einwenden, dass die Abwärtsbewegung mittlerweile etwas an Dynamik verliere.

Angesichts der derzeitigen Finanzierungsproblematik, der sich einige europäische Staaten ausgesetzt sehen würden, rücke die Forderung nach einer EU-Gemeinschaftsanleihe zunehmend in den Vordergrund. Jüngst habe sich der Internationale Währungsfonds für eine gemeinsame Anleihe der Euro-Staaten ausgesprochen.

Mittlerweile solle sich das Finanzministerium in Berlin, bisher eher Gegner eines solchen Papiers, intensiver mit diesem Thema befassen. Hintergrund sei, dass stark verschuldete Euro-Mitgliedsstaaten wie beispielsweise Irland oder Griechenland aufgrund einer verschlechternden Bonität zunehmend Probleme bekommen würden, sich zu annehmbaren Konditionen am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Im Verbund mit soliden Schuldnern solle dann die Kapitalaufnahme vereinfacht werden. Diese Gemeinschaftsanleihe hätte zudem, so werde herausgestellt, den Vorteil einer sehr hohen Liquidität. Die leichte Handelbarkeit dürfte vor dem Hintergrund zuletzt gezahlter hoher Illiquiditätsprämien die Finanzierungskosten für die jeweiligen Regierungen reduzieren.

Darüber hinaus würde die Eurozone über ein Instrument verfügen, mit dem sie im (Not)Fall einem in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Land schnell zur Seite stehen könne. In ähnlicher Weise sei im Dezember vergangenen Jahres Ungarn über eine von der Europäischen Union finanzierten Anleihe geholfen worden. Diesen aufgeführten Vorteilen stehe allerdings auch ein gravierender Nachteil gegenüber: Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) würde das Gemeinschaftspapier mit der Bonitätsnote des schwächsten Teilnehmers im Euroraum bewerten. Ob der Markt bereit sein werde, ein solches Papier ohne Risikoaufschläge gegenüber soliden Einzelschuldnern zu akzeptieren, bleibe abzuwarten.

Auch in dieser Woche sei der Konjunkturdatenkalender erneut prall gefüllt. Aus dem Euroraum dürften in erster Linie der ifo-Geschäftsklimaindex, das EWU-Verbrauchervertrauen sowie die HVPI-Inflationsrate auf die größte Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer stoßen. Aus den USA erwarte man ebenfalls Zahlen zum Konsumentenvertrauen sowie Daten aus dem Immobiliensektor und den wichtigen Chicago-Einkaufsmanagerindex. Der Philly-Fed-Index, der in der letzten Woche veröffentlicht worden sei, habe ein düsteres Bild für die Entwicklung der US-Wirtschaft gezeichnet. (Ausgabe vom 23.02.2009) (24.02.2009/ac/a/m)
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