2009. március 30., hétfő

2.153 - Mitteldeutsche Zeitung - Sachsen-Anhalt,Germany: Gordon Bajnai - Regierungschef aus Notlösung

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Betreff:
Gordon Bajnai

 

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Mitteldeutsche Zeitung - Sachsen-Anhalt,Germany
Gordon Bajnai - Regierungschef aus Notlösung

 

erstellt 30.03.09, 14:46h

 

Budapest/dpa. Der ungarische Wirtschaftsminister Gordon Bajnai war schon häufig als möglicher Nachfolger für den politisch angeschlagenen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsany gehandelt worden. Ebenso häufig hatte er jede diesbezügliche Ambition dementiert. Dass er nun dennoch Ministerpräsident für ein Jahr bis zur nächsten regulären Parlamentswahl 2010 werden soll, ist Ergebnis einer Notlösung. Denn am Ende einer chaotischen Suche nach einem Nachfolger für den amtsmüden Gyurcsany blieb er als einziger übrig, der nicht nur mit der Unterstützung der regierenden Sozialisten, sondern auch mit der oppositionellen Liberalen rechnen kann.

Der 41-jährige Späteinsteiger in die Politik stammt aus der südungarischen Stadt Szeged und absolvierte in Budapest ein Studium der Ökonomie. Von 1991 bis 1993 arbeitete er in jener kleinen Budapester Berater-Firma Creditum, in der auch Gyurcsany seine Business-Laufbahn begann. Von 1995 bis 2000 war er in leitender Funktion beim Wertpapierhaus CA-IB tätig.

Aus dieser Zeit kennt Bajnai praktisch alle wichtigen Akteure der ungarischen Wirtschaft, da sich seine Firma bei der Börseneinführung großer ungarischer Unternehmen wie der Großbank OTP, des Mineralöl-Riesen MOL, des Telekom-Konzerns MATAV und des Pharma-Unternehmens Richter als Berater hervortat. Von 2000 bis 2005 war er Generaldirektor des ungarischen Investment-Riesen Wallis AG., den er erfolgreich restrukturierte.

Im Juni 2006, nach der gewonnenen Parlamentswahl, holte ihn Gyurcsany als Regierungskommissar für die EU-Gelder in sein Kabinett. Im Juli 2007 wurde er Minister für Regionalentwicklung, im Mai 2008 für Wirtschaft, wobei der Schlüssel für die Kasse mit den EU-Geldern stetsbei ihm blieb. Den schludrigen Umgang mit den Fördergeldern der Union drängte er zurück, was ihm die Feindschaft sozialistischer Platzhirsche eintrug. Die Einflussnahme auf die Gelderverteilung seitens «starker» Koalitionspolitiker, die ihm Gyurcsany als Staatssekretäre ins Ministerium schicken musste, konnte er freilich nicht abstellen.

Bajnai, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, hat den Ruf eines gewandten Kommunikators und eines harten Arbeiters und Chefs. Diese Eigenschaften wird er benötigen, denn die rechte, populistisch auftretende Opposition wird ihm in seinem neuen Job die Hölle heiß machen. Der Vorwurf der Zugehörigkeit zu alten Seilschaften wird nicht lange auf sich warten lassen - Bajnai verbindet nämlich nicht nur eine lange Geschäftsfreundschaft mit Gyurcsany, sondern auch mit dem Liberalen-Fraktionschef Janos Koka. Dieser soll bei der Umstimmung der anfänglich skeptischen Liberalen zu seinen Gunsten besonders umtriebig gewesen sein.

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