Betreff: Facebook und YouTube
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Facebook und YouTube haben in Ungarn den Wahlkampf erobert
2010 hat das Web 2.0 den ungarischen Wahlkampf endgültig erreicht. Federführend ist dabei die radikal rechte Partei Jobbik, die laut Umfragen vor allem unter jungen Leuten beliebt ist. Der direkte Kontakt mit der Internet-Generation im Web war sicher einer der Faktoren, die dazu beitrugen, dass die Unterstützung der bisher außerparlamentarischen Partei in den vergangenen Monaten steil in die Höhe geschnellt ist. Auf seiner Facebook-Seite lässt der 31-jährige Parteichef Gabor Vona seine Fans in kurzen Einträgen an seinem Wahlkampf-Alltag teilhaben - selbst wenn er „im Gegensatz zu anderen" Politikern offen einräumt, dass die Seite nicht ausschließlich von ihm persönlich, sondern von „einem hervorragenden kleinen Team" betreut wird. Vona kann mittlerweile über 5.000 Fans auf der beliebten Community-Site sein Eigen nennen.
Sozialisten mit schwachem Auftritt
Deutlich magerer fällt die Facebook-Unterstützung für Attila Mesterhazy, den Spitzenkandidaten der seit acht Jahren regierenden Sozialisten (MSZP) aus, denen bei der Wahl ein Absturz prophezeit wird. Nicht mal die 1.000-Marke konnte der 36-Jährige bisher bei den Fans auf Facebook knacken. Zudem scheint seine Wahlkampagne im Internet nicht eben systematisch geplant zu sein: Mesterhazys persönliche Homepage ist weder auf seiner Facebook-Seite, noch auf der MSZP-Homepage verlinkt und sogar über Google kaum zu finden - in Zeiten, wo die schnelle Auffindbarkeit im Internet über die öffentliche Wahrnehmung bestimmt, ein schwerer Faux-pas.
Billige Werbung
Die relativ billig zu erreichende Aufmerksamkeit, die durch Web 2.0 herstellbar ist, machen sich indes kleinere außerparlamentarische Parteien zunutze, die sich keine Plakatwände und Hochglanz-Folder leisten können. Vor allem gilt das für die erst im Vorjahr gegründete reformistische Formation LMP (Lehet mas a politika - Eine andere Politik ist möglich), die besonders enttäuschte linke und liberale Wähler ansprechen will. Die Partei ist gleich auf mehreren Web-2.0-Plattformen aktiv, nämlich auf Facebook, Twitter, YouTube und der in Ungarn sehr beliebten Community-Webseite iwiw.hu.
Kampf um die meisten Fans
Auch Jobbik, Fidesz und die MSZP haben ihren eigenen Channels auf YouTube, wo sie regelmäßig Videos von Interviews und Ansprachen ihrer Kandidaten sowie Werbespots posten und sich mit Videos ihrer Unterstützer verlinken können. Der in anderen Ländern recht populäre Politiker-Blog, den Ex-Premier Ferenc Gyurcsany (MSZP) bereits vor einigen Jahren in die ungarische Politik einführte, hat sich indes nicht so richtig durchsetzen können - wohl auch wegen des großen Zeitaufwands. Facebook & Co. bieten dagegen eine zeit- und kostengünstige Methode, um vor allem junge Menschen über die neuen Medien anzusprechen - den Kampf um die meisten virtuellen „Fans" inbegriffen.