Auf der Website des kroatischen Innenministeriums hieß es dazu: "Die Grenzübergänge Bajakovo und Tovarnik sind für den gesamten Verkehr, ohne Restriktionen, offen." Die Aufhebung der Sperre gilt demnach seit 17 Uhr. Bereits am Nachmittag hatte die Regierung den Schritt in Aussicht gestellt. Ungarn kündigte inzwischen an, nach der Grenze zu Serbien auch die zu Kroatien komplett abriegeln zu wollen.
Enormer Druck dürfte Umdenken gebracht haben
Die Kehrtwende Kroatiens erfolgte nach massivem Druck aus anderen EU-Ländern und Brüssel. Die EU verlange "umgehende Erklärungen" von Kroatien, hatte eine Kommissionssprecherin zuvor gesagt. Dass das Land seine Grenze für Fahrzeuge mit serbischem Kennzeichen blockiert habe, werfe "ernsthafte Fragen" auf. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini habe am Freitag mit den Regierungschefs in Kroatien und Serbien telefoniert und einen "konstruktiven Ansatz" gefordert.
In Kroatien kommen seit Mitte des Monats immer mehr Flüchtlinge an. Grund dafür ist, dass Ungarn seine Grenze zu Serbien am 15. September komplett abriegelte. Seitdem weichen die über die Balkanroute - unter anderem aus Syrien kommenden - Flüchtlinge großteils von Serbien nach Kroatien aus - und versuchen von dort nach Ungarn zu kommen, um dann nach Österreich und Deutschland weiterzureisen.
Kroatien fühlt sich überfordert
Seit Donnerstag sind in Kroatien mehr als 13.000 Flüchtlinge eingetroffen. Allein in der Nacht auf Freitag kamen 5000 Menschen in dem Balkanland an, sagte Ostojic laut Medien am Freitag in Zagreb. Seit vergangenem Mittwoch, als sich die Route wegen der Schließung der ungarisch-serbischen Grenze nach Kroatien verlagert hat, trafen in dem Land 63.800 Flüchtlinge ein.
Zagreb fühlt sich durch das Eintreffen der Tausenden Menschen überfordert. Um Serbien zu zwingen, die Flüchtlinge auch nach Ungarn und Rumänien weiterzuleiten, hatte Kroatien Anfang der Woche seine Grenzen für Fahrzeuge aus Serbien gesperrt. Belgrad reagierte und schloss die eigenen Grenzen wiederum für den kroatischen Güterverkehr. Serbien beschwerte sich außerdem in Brüssel über Kroatien. Nach der Kehrtwende in Kroatien hob auch Serbien die Beschränkungen wieder auf: "Ab sofort dürfen in Kroatien registrierte Fahrzeuge wieder über alle Grenzposten nach Serbien kommen", erklärte der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic nach einer Kabinettssitzung am späten Freitagabend.