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Ungarns tickende Zeitbombe > Mehr zum Thema: Roma: Das vergessene Volk
06.03.2010 | 18:29 | von BURKHARD BISCHOF (Die Presse) ("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2010)
Für Premier Gordon Bajnai ist die Integration der Roma die innenpolitische Hauptaufgabe.
Gordon Bajnai lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Die Integration der Roma wird zur wichtigsten Aufgabe der ungarischen Innenpolitik der nächsten 15 bis 20 Jahre.“ Der scheidende Übergangspremier hat während seiner knapp einjährigen Amtszeit das bereits am wirtschaftlichen und finanziellen Abgrund torkelnde Ungarn zurückgehalten und sich so im In-, aber noch mehr im Ausland hohes Ansehen erworben. Dieses nutzt er jetzt auch dazu, um die Aufmerksamkeit auf das immer explosiver werdende Roma-Problem zu lenken.
Schließlich ist ein Nebeneffekt dieses ungelösten Problems das Erstarken der Rechtsradikalen in Ungarn. Manche Beobachter malen bereits das Gespenst bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen an die Wand, wenn die – zuletzt sogar von uniformierten Fanatikern – immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängten Roma zu Waffen greifen sollten. Heute machen die Roma in Ungarn über sechs Prozent der Zehn-Millionen-Bevölkerung aus, acht Prozent werden es 2020 und über zehn Prozent 2050 sein. Das bedeutet: Die Roma-Bevölkerung wächst überproportional und überproportional werden auch die gesellschaftlichen Probleme wachsen, wenn die Politik nicht Abhilfe schafft.
Vernachlässigt. Im Gespräch mit österreichischen Journalisten berichtete Premier Bajani, dass das Roma-Problem während der kommunistischen Ära nicht an die Oberfläche gekommen und nach der politischen Wende 1989 von der Politik dann vernachlässigt worden sei. „Auch heute kehren die meisten politischen Parteien das Problem unter den Teppich. Das muss sich ändern.“ Denn die soziale Situation der Roma auf den Gebieten der Ausbildung, der Gesundheits- und Altersversorgung habe sich sukzessive verschlechtert.
Gewiss, die Integration der Roma sei ein langfristiger Prozess. Aber es gebe Bereiche, bei denen man rasch ansetzen könne, vor allem in der Erziehung, meint Bajnai. „Wir müssen die Motivation dafür schaffen, dass Roma-Kinder Schulen besuchen und diese auch abschließen. Roma-Eltern müssen einsehen, dass es gut ist, wenn ihre Kinder eine abgeschlossene Schule und berufliche Ausbildung haben.“ Genauso müsste etwas gegen die extrem hohe Ausstiegsquote von Roma aus dem Arbeitsprozess unternommen werden. „Wir müssen ein Beschäftigungssystem für die Roma schaffen. Andererseits werden die Roma auch Arbeit annehmen müssen, wenn sie Empfänger von öffentlichen Geldern bleiben wollen.“