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2010. március 18., csütörtök

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Datum: 18. März 2010 08:51
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Patriotismus per Gesetz
Von Hans-Jörg Schmidt 18. März 2010, 04:00 Uhr

Die Slowaken sind empört über die neue Pflicht zu Staatsflagge und Hymne

Bratislava - Der Spielplan des olympischen Eishockeyturniers in Vancouver hatte es mit den Slowaken nicht gut gemeint. Millionen Fans mussten mitten in der Nacht aufstehen, um die Spiele ihrer Lieblinge sehen zu können. Vor Großleinwänden sangen am Ende dennoch Zehntausende trotz der verpassten Medaille stolz die Nationalhymne "Über der Tatra blitzt es". Die rechtsradikale Nationalpartei SNS aber hält die Heimatliebe der Slowaken für dringend verbesserungswürdig. Sie brachte im Parlament ein entsprechendes Gesetz durch: In allen Schulklassen, selbst in den Kindergärten, sollen künftig die Staatsflagge und die Präambel der Verfassung aufgehängt werden. Jeden Montag ist die Hymne abzusingen oder über Lautsprecher abzuspielen. Das gilt auch in Taubstummen- und Blindenschulen.

Seither hagelt es Proteste. Schuldirektoren wie Alena Drizdikova aus Bratislava verweisen darauf, dass sie überhaupt kein Geld für Fahnen in jedem Klassenzimmer haben. "Im Internet kostet die billigste Ausführung schon 15 Euro", klagt sie. 2000 Euro müssten zudem für eine neue Lautsprecheranlage her. Ein Unding, säßen die Schulen doch seit Jahren finanziell auf dem Trockenen. Drizdikova gehörte zu mehr als 1000 Slowaken, die vor dem Präsidentenpalais in Bratislava gegen das Gesetz demonstrierten. Aus vollen Kehlen sang sie mit den anderen die Nationalhymne, um zu zeigen, dass man da keine Nachhilfe benötigt. Anders als der "Erfinder" des Gesetzes, Nationalpartei-Chef Jan Slota. Ausgerechnet der erwies sich in einem Interview als nicht textsicher bei der Hymne.

Der Politologe Miroslav Kusy spricht für viele Protestler: "Patriotismus kann überhaupt nicht verordnet werden, er ist in jedem Menschen drin." Eigentlich solle mit dem Gesetz wohl auch eher dem Staat und seinen politischen Führern gehuldigt werden. Das sieht auch ein Blogger der Tageszeitung "Pravda" so, der sich schämt, dass sein Land künftig in einem Atemzug mit dem "primitivsten Regime der Welt, dem Nordkoreas", gleichgesetzt werde.

Kommentatoren sehen noch eine ganz andere Bedeutung des Gesetzes: Man wolle einmal mehr die ungarische Minderheit erniedrigen, die sich zum Slowakismus zu bekennen habe. Rechtzeitig vor den Wahlen in Ungarn, von denen Bratislava nichts Gutes erwartet. Im Internet tauschen derweil empörte Eltern schon Tricks aus, um ihren Kindern die Patriotismusnachhilfe zu ersparen. Der künftige allmontägliche Gang mit dem Kind zum Arzt ist derzeit der große Renner unter den Vorschlägen.