Der Monetäre Rat (MT) der Ungarischen Nationalbank (MNB) hat den Leitzins am vergangenen Montag erneut um 50 Basispunkte gesenkt. Angesichts des schwächelnden Forint stellt sich die Frage, in welchem Tempo die MNB den Basiszins im Weiteren senken wird. Nachdem die Finanzkrise im vergangenen Oktober auch Ungarn erfasst hatte, wurde der Forint umgehend zur Zielscheibe von Spekulationen. Als Antwort erhöhte der MT den Leitzins am 22. Oktober auf 11,5%. Seit Mai 2008 hatte der Basiszins bei 8,5% gelegen; eine Erhöhung um 300 Basispunkte hatte es zuletzt im November 2003 gegeben. Mit der Anhebung des Leitzinses demonstrierte die MNB einerseits ihre Entschlossenheit, die Preisstabilität aufrechtzuerhalten, andererseits stemmte sie sich auch den Spekulationen entgegen, die sich gegen den Forint richteten. Als Folge der Leitzinserhöhung konnte sich die ungarische Währung zwar stabilisieren. Die Experten warnten allerdings schon damals, dass ein solch hohes Zinsniveau das Risiko einer Rezession in sich berge. Weitere Zinssenkungen zu erwarten Die Notenbank hat die Warnungen offenbar beherzigt, hat sie doch den Leitzins seither viermal um jeweils 50 Basispunkte gesenkt. Mit 9,5% liegt der derzeit gültige Leitzins nur noch um 100 Basispunkte über dem Ausgangspunkt im Oktober 2008. Im Hinblick auf eine weitere Senkung des Basiszinses betonte Notenbankchef András Simor, dass diese an die Risikobeurteilung des Landes gekoppelt werden müsse. Steige das internationale Vertrauen gegenüber Ungarn, könne auch der Leitzins gesenkt werden. Bei der letzten Zinsentscheidung des Monetären Rates skizzierte das Gremium seine zukünftige Zinspolitik wie folgt: In Anbetracht eines absehbaren Rückfalls der Wirtschaftsleistung und einer sich abzeichnenden Deflation hat sich der MT für die weitere Lockerung der monetären Politik entschieden. Das heißt, dass unter gegebenen Umständen eine weitere Senkung des Leitzinses zu erwarten ist. Im Januar 2009 hat die ungarische Währung Negativrekorde gebrochen. Experten führen den Absturz des Forint unter anderem auf regionale Einflüsse sowie auf die Schwächung jener Faktoren zurück, die gleichsam Triebkräfte hinter dem ungarischen Zahlungsmittel (zum Beispiel Außenhandel und Devisenkredite) sind. Laut einigen Analysten wird der Forint nicht zuletzt wegen des klammen internationalen Investitionsumfeldes über einen längeren Zeitraum schwach bleiben. Angesichts des hohen Leitzinses könne auch die Notenbank kaum etwas bewirken. Auf der MNB lastet heute denn auch ein riesiger Druck. In den vergangenen Wochen hat sich die zwiespältige Finanz- und Wirtschaftslage kaum verändert: Während die Verfolgung eines niedrigen Inflationsziels – nebst eines relativ hohen Zinsniveaus – weiterhin Vorrang hat, käme wiederum der ungarischen Wirtschaft eine beherzte Leitzinssenkung zugute. Unwägbarkeiten bei der Zinspolitik Die Geister scheiden sich darüber, ob der weitere Absturz des Forint den monetären Lockerungsprozess stoppen wird. Einige Experten sind der Meinung, dass sich ein Forint-Euro-Wechselkurs von über 290 auf die Zinspolitik der Notenbank auswirken werde, sprich der Monetäre Rat könnte die Zinssenkungen verlangsamen, stoppen oder gar wieder Zinserhöhungen ins Auge fassen. Eines ist jedenfalls klar zu sehen: Die MNB kann sich mit Zinssenkungen nicht allzu viel Zeit lassen, da sowohl auf der Wirtschaft als auch auf der Preisentwicklung ein großer Druck lastet. Das Gros der Experten geht auf jeden Fall davon aus, dass im nächsten Monat eine weitere Zinssenkung der MNB bevorsteht, der darauf weitere folgen werden. Für Ende 2009 rechnen sie mit einem Leitzins von 7%. Der Ball ist nun bei der Notenbank. |