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2008. április 14., hétfő

683 - Nach dem auf Ende April angekündigten Rückzug der liberalen Freidemokraten aus der Koalition mit den Sozialisten erscheint die Inangriffnahme neuer Reformen als unwahrscheinlich

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Gesendet: hétfő, 2008. április 14 12:52
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Budapests Börse fehlen positive Impulse

 

 

14. April 2008, Neue Zürcher Zeitung

 

Finanzmarkt Ungarn  - Ein Hauch von Stagflation

Budapests Börse fehlen positive Impulse

Finanzmarkt Ungarn tf. Wien, 12. April Ungarns Finanzinstitute haben in den vergangenen Jahren zwar nicht in Papiere des amerikanischen Subprime-Marktes investiert. Dennoch geht die internationale Kreditkrise an Ungarn nicht spurlos vorbei. Angesichts wachsender Risikoaversion wird derzeit kein anderes Land Ostmitteleuropas ...

.Wien, 12. April

Ungarns Finanzinstitute haben in den vergangenen Jahren zwar nicht in Papiere des amerikanischen Subprime-Marktes investiert. Dennoch geht die internationale Kreditkrise an Ungarn nicht spurlos vorbei. Angesichts wachsender Risikoaversion wird derzeit kein anderes Land Ostmitteleuropas mit höheren Risikoprämien versehen. Das Gemisch aus hohem Haushaltdefizit, schwachem Wachstum, starker Inflation, schwerer Steuerlast und turbulenter Regierungspolitik wirkt wenig einladend für Investoren. Das hat an Budapests Börse jüngst nicht nur zu einem deutlichen Rückgang des Handelsvolumens geführt. Der Leitindex BUX sank seit Jahresbeginn auch um rund 16%, womit das Minus stärker ausfiel als etwa in Tschechien oder Polen.

Der «kranke Mann» Osteuropas

Zwar erscheint die ungarische Börse mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 als eher günstig. Die makroökonomischen Rahmendaten präsentieren sich jedoch weit schlechter als im übrigen Ostmitteleuropa. Ungarn, das wenige Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges stets als wirtschaftliches Vorzeigeland galt, wird dieser Tage als der «kranke Mann Osteuropas» charakterisiert. Eine einschneidende Austeritätspolitik, mit der das hohe Haushaltdefizit (2007 betrug es 5,5% des Bruttoinlandprodukts) unter Kontrolle gebracht werden soll, liess im Schlussquartal 2007 das Wirtschaftswachstum im Vorjahresvergleich auf 0,8% einbrechen. Gleichzeitig liegt die Inflation seit August 2006 über der von der Zentralbank anvisierten Marke von 3%; im März betrug sie 6,7%. Ein Hauch von Stagflation scheint Ungarns Wirtschaft zu umwehen.

Deutliche Kreditverknappung

Die Kreditverknappung bekommen vor allem die Unternehmen zu spüren, derweil sich an den Konditionen für Privathaushalte, die sich primär in Fremdwährungen wie Franken oder Yen verschulden, wenig verändert hat. Oberstes Gebot für die Firmen ist daher, die finanzielle Position zu stärken, etwa durch das Abstossen von Aktivitäten ausserhalb des Kerngeschäfts. Die grösste Bank des Landes, die OTP-Bank, hat dies im Februar mit dem Verkauf des Versicherungsgeschäfts vorgemacht. Mit dem Verzicht auf Dividendenzahlungen will die Bank, die zusammen mit dem Energiekonzern MOL, dem Telekomkonzern Magyar Telekom und dem Pharmaunternehmen Richter Gedeon über 90% des BUX-Gewichts ausmacht, zur Kursstützung ein Aktienrückkaufprogramm finanzieren.

Es fehlt dem Markt an positiven Impulsen: Während der Pharmahersteller Richter wegen gekürzter Staatssubventionen für Medikamente ebenfalls die Dividendenzahlungen für 2007 zusammenstreicht, wartet man beim Abwehrkampf von MOL gegen die österreichische OMV auf den Bericht der EU-Kommission zu den wettbewerbsrechtlichen Folgen eines Zusammenschlusses – ein Bericht, der für den weiteren Verlauf der Angelegenheit von hoher Bedeutung sein wird. Bremsend wirkt zudem die Notenbank, die Anfang April den Schlüsselsatz von 7,5% auf 8% erhöht hat. Zum einen soll damit der Forint gestärkt und der Inflationsdruck über die Importe reduziert werden. Zum anderen gilt es, Geld ins Land zu locken. Das entsprechende Handicap spiegelt sich derzeit in Spreads, die bei ungarischen Staatsanleihen mit dreijähriger Laufzeit in Relation zu deutschen Bundesanleihen bereits bei 540 Basispunkten liegen.

Stillstand bei den Reformen

Wenig stimulierend für die Börse wirkt ferner die Regierung. Nach dem auf Ende April angekündigten Rückzug der liberalen Freidemokraten aus der Koalition mit den Sozialisten erscheint die Inangriffnahme neuer Reformen als unwahrscheinlich. An der Börse schlug der Kollaps der Regierungskoalition aber nur kurzzeitig einige Wellen. Angesichts der Unpopularität der Regierung, der strapazierten Leidensbereitschaft der Bevölkerung, des Widerstandes gegen die Gesundheitsreform und der durchaus erfolgreich vorankommenden Budgetsanierung dominierte am Markt ohnehin die Einschätzung, dass in absehbarer Zukunft keine nennenswerten Reformen mehr zu erwarten seien.

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