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2009. február 2., hétfő

1.766 - Das Verhältnis zwischen Ungarn und der Slowakei war zuletzt wieder einmal arg getrübt!

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Gesendet: Montag, 2. Februar 2009 19:57
An: antal@jozsef-kutasi.de
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"Eine rasche Lösung gibt es nicht",

 

 

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02. Februar 2009, 19:02

Wir leben ja friedlich miteinander. Aber ...

Das Verhältnis zwischen Ungarn und der Slowakei war zuletzt wieder einmal arg getrübt

Dunajská Streda / Dunaszerdahely - Das Fußballspiel sei kein Thema mehr, winkt György Suke ab: "Das hat mit unserem Alltag nichts zu tun. Wir leben hier friedlich miteinander." Charmant parliert der Chef des Café Budapest in der Hauptstraße von Dunajská Streda - ungarisch Dunaszerdahely - mit seinen Gästen. Hier im Dreiländereck zwischen der Slowakei, Ungarn und Österreich spielen sich diese Gespräche auf Ungarisch, Slowakisch oder wechselweise in beiden Sprachen ab.

György Suke spricht aber auch sehr gut Deutsch. Budapest nannte er sein Café, weil er in der ungarischen Hauptstadt seine Frau traf. Gearbeitet hat er am liebsten in Tirol. Aber das ist ja nun vorbei, wo er jetzt sein eigenes Lokal hat. Genau an jenem sind die Fans am 1. November, als die Heimmannschaft AC Dunajská Streda gegen Slovan Bratislava antrat, Richtung Mestský-Stadion vorbeigezogen. "Laut waren sie, aber harmlos", sagt György Suke, dem später dieses Wort auch zur Beschreibung der rechtsextremen Ungarischen Garde leicht über die Lippen geht.

Die Fußballbegegnung verlief nicht nur in sportlicher Hinsicht dramatisch: 4:0 gewann die auswärtige Mannschaft. Auf die erwarteten Fußballrowdys und Neonazis aus Ungarn - auch rechtsextreme Slovan-Fans hatten vor dem Spiel Probleme angekündigt - reagierte die slowakische Polizei mit einer Spezialeinheit. Die vermummten Ordnungshüter nahmen sich vor allem den ungarischen Trupp mit Gummiknüppeln vor. Antislowakische Demonstrationen in Budapest folgten, Fahnen wurden verbrannt und nationalistische Parolen skandiert.

Dem politischen Säbelrasseln auf beiden Seiten der Grenze schloss sich die Suche nach Erklärungen an. Zusammengefasst lauten sie so: historische Gründe (bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte die Slowakei zu Ungarn, heute zählen sich knapp zehn Prozent der slowakischen Bevölkerung zur ungarischen Minderheit); die Zusammensetzung der slowakischen Regierungskoalition (Teil davon ist Ján Slotas Slowakische Nationalpartei/SNS); innenpolitische Interessen (die Ungarnpartei SMK wolle von internen Konflikten an der Parteispitze ablenken); und eben ungarische Rechtsextremisten.

In der Provinzhauptstadt Dunajská Streda bezeichnen sich 80 Prozent der Bevölkerung so wie György Suke als ungarischstämmig. Neben dem Fußballverein und der gesichtslosen Stadt teilt man sich auch die zweisprachigen Ortstafeln. Das Meisterschaftsspiel wirbelte als unrühmlicher Höhepunkt in den wiederkehrenden Scharmützeln zwischen Ungarn und der Slowakei viel Staub auf. Über die Grenzen hinaus, aber auch in der Region, einem wichtigen Zentrum der ungarischen Minderheit.

"Natürlich gibt es politische Provokateure. Die sind besonders laut sind, um für sich Werbung zu machen", nennt József Liszka vom Minderheitenforschungszentrum in Komárno - die Stadt verfügt auch über eine ungarischsprachige Universität - unausgesprochen Ján Slota als Zündler. "Die Leute leben aber hier miteinander und nicht nebeneinander - das ist eine Kultur mit zwei Sprachen." Ohnedies hätten die Menschen andere Sorgen - den Arbeitsplatz oder zuletzt die Gaskrise. Was das Fußballspiel betreffe, "da hat die slowakische Polizei sicher über die Stränge geschlagen, so etwas geht in Europa nicht".

Im wenige Kilometer entfernten Vel'ký Meder spricht man von einem organisierten Aufmarsch von Hooligans. "Das war als Provokation gedacht", sagt Vladislav Kmet', Chefredakteur der Lokalzeitung. "Auseinandersetzungen zwischen Ungarn und der Slowakei gibt es aber nur in der Politik", beteuert auch er. "Die Politiker sollen sich lieber um die Landwirtschaft kümmern," brummt Ladislav Rudnický, Bürgermeister der 9000-Einwohner-Stadt. Das überparteiliche Stadtoberhaupt - einst Mitglied bei den Kommunisten - wird richtig grantig, spricht man ihn auf Ján Slotas Verbalinjurien an. Die reichen von der ungarischen Außenministerin als "zottelige Frau" bis zum ungarischen König als Reiterclown. "Wir brauchen Slotas Geschenke nicht", meint er bissig. Und der Schulbuchstreit und die Minderheitenrechte, die in jüngster Vergangenheit häufig genug aufs Tapet gehoben wurden? "Ach was", schnaubt Rudnický, "ungarischsprachige Schulen, Theater, Kindergärten, Vereine, Medien - alles da."

Er selbst habe als Slowake seine Tochter in einen ungarischsprachigen Kindergarten geschickt, nickt Kmet' zustimmend. Die ungarische Minderheit in der Slowakei sei ohnedies eine, die in vielen Kommunen die Mehrheit stelle, erinnert Minderheitenforscher Liszka. Sorgen um ihre Rechte - wie sie sich etwa Mitglieder der Ungarnpartei (SMK) machen - seien eher unbegründet. Das beste Beispiel für ein Aufbauschen eines Konflikts ist in seinen Augen jener um die Schulbücher. (Anm.: In einer Neuausgabe für die ungarischsprachigen Schulen wurden Städtenamen auf Slowakisch angeführt. Die Ungarnpartei sieht darin einen Angriff auf die Minderheitenrechte.) Tatsächlich wäre eine beide Seiten berücksichtigende inhaltliche Perspektive bei weitem wichtiger als die Frage nach der Schreibung der Ortsnamen, meint Liszka.

Fünfzehn Kilometer weiter über der ungarischen Grenze im verschlafenen 2000-Seelen-Ort Pilisszentkereszt - slowakisch Mlynky - finden sich auch visuelle Zeichen für die ungern thematisierten Spannungen. "100 Prozent Magyar" verkündet ein Aufkleber an einem der Schaukästen vor der schmucken Kirche neben dem Kulturhaus.

"Wir haben die ungarischen Nationalsymbole, die im Grenzraum platziert werden, in der Südslowakei erforscht. Das sind ein paar Personen und unwesentliche politische Kräfte", versucht József Liszka zu beruhigen. Für Jozef Hawelka und Imrich Fuhl ist dies freilich ebenso wenig Beruhigung wie die ungarischen Rechtsextremisten, die im Herbst mit großungarischen Transparenten und teilweise in Kopien faschistischer Uniformen in der zweisprachigen Südslowakei auftraten.

Der Kulturvereinsvorstand und ehemalige Bürgermeister Hawelka und der Journalist Fuhl beklagen auch Angriffe auf die slowakische Identität, "seit 2006 ein rechtsgerichteter Bürgermeister ans Ruder kam". Die einst zweisprachige Zeitung sei nun rein ungarischsprachig, und das, nachdem man hier seit Generationen friedlich zusammengelebt habe: "Nicht einmal der Sozialismus hat uns geschadet."

"Eine rasche Lösung gibt es nicht", bestätigt László Szarka von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften die komplexe Situation. "Zunächst einmal muss Ruhe und Sachlichkeit in die Diskussion auf beiden Seiten einkehren." Und aller beschworenen Harmonie im Alltag zum Trotz sieht da plötzlich auch Gastronom György Suke noch einen langen Weg: "Das kann noch Generationen dauern."(Regina Bruckner, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2009)

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