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2008. március 2., vasárnap

407- »Gott gebe uns eine schönere Zukunft!«, begrüßt der 29-jährige Gründer der »Ungarischen Garde«, Gábor Vona, seine Zuhörer!

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Gesendet: vasárnap, 2008. március 2 19:21
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Betreff:
Die Gardenweihe

 

Von Janosz Malterik, Der rechte Rand 110, Jan./Febr. 2008

Ungarn – neuer Führer in Sicht !?

 

Gábor Vona, Gründer der "Ungarischen Garde", erhält viel Unterstützung und starken Zulauf. Die Gewaltspirale des völkischen Denkens spitzt sich zu...

Am 25. August 2007 waren die ersten 56 Mitglieder der paramilitärischen Truppe »Magyar Gárda« (Ungarische Garde) vereidigt worden. Knapp zwei Monate später, am 20. Oktober, marschierten bereits mehr als zehnmal so viele neue Gardisten auf Budapests Prachtstraße, der Andrássy, in Anwesenheit von mehreren Tausend jubelnder Anhänger zum Heldenplatz, wo sie zur Vereidigung antraten.

Der Weg und der Ort der Feierstunde wurden von dichten Polizeikolonnen abgeriegelt, obwohl es bis auf den Verkehr nichts abzuriegeln gab. Die einzige Gegendemonstration einer kleinen Gruppe von höchstens vierzig Überlebenden des Holocaust und einiger interessierter Journalisten fand bereits am Vormittag statt. Rein äußerlich scheint man sich in Ungarn nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Doch wenn man den allgemein herrschenden Diskurs im Lande kennt, nimmt man wahr, dass die Atmosphäre bis zum Bersten angespannt ist: durch den Hass auf der einen und die Angst auf der anderen Seite.

Anspannung

Angst? Wovor? – fragen die stolzen Gardisten. Sie bezeichnen sich als harmlose Mitglieder einer »Vereinigung für kulturelles Erbe und Heimatpflege«, die vom zuständigen Gericht auch offiziell unter diesem Namen ins Vereinsregister eingetragen wurde. Sie wollen, wie es in der Gründungsurkunde steht, »die magyarische Kultur pflegen« und die Traditionen aus der ungarischen Geschichte »zur Erbauung den heranwachsenden Generationen weitergeben«. Die Garde sei eine reine Selbstverteidigungsorganisation, eine Wehrgarde, die »in einem Augenblick« ins Leben gerufen wurde, in dem »das Magyarentum nunmehr physisch, seelisch und geistig wehrlos« dastehe. Sie wolle alles, was »dem Erwachen und der Erneuerung der Nation« dient, fördern, aber all denjenigen widerstehen, die sie »atomisieren, erdrücken und vernichten« wollen. Die Garde möchte die Gesellschaft wachrütteln: »Es reicht! Die Zeit ist reif!«

Die Gardenweihe

»Gott gebe uns eine schönere Zukunft!«, begrüßt der 29-jährige Gründer der »Ungarischen Garde«, Gábor Vona, seine Zuhörer, wo immer er zu ihnen spricht, so auch an jenem kalten Oktobersonntag. Der Diplomhistoriker und charismatische Chef der kleinen extrem rechten Partei »Jobbik« (die Rechteren/die Richtigeren), die die Garde ins Leben rief, wird durch Sándor Pörzse, den Starmoderator beim Medienpartner der Garde und anderer rechtsradikaler Ereignisse, dem jungen rechtsnationalen Fernsehsender »Echo-TV«, als »Führerredner« angekündigt.

Vona, der die Truppe als »Magyarische Gardisten! Meine Brüder!« anspricht, beschränkt sich in seiner Rede auf die im heutigen Ungarn traditionell gängigen antisemitischen Stereotype, wie zum Beispiel, dass die gegenwärtige sozialistisch-liberale Regierung eine gradlinige Kontinuität mit den stalinistisch-bolschewistischen Kommunisten aufweise: »Das Ergebnis der so genannten Wende ist, dass ein Mann, namens Ferenc Gy., wohnhaft in Ungarn, vorerst auf freiem Fuß ist. [...] Und Ihr anderen Verbrecher, [...] fürchtet den Tag, an dem Ihr nicht mehr an der Regierung seid, weil Ihr Euch vor dem Gesetz verantworten müsst!«, ruft er in die Menge.

Mit »Gesetz« dürfte er jedoch nicht die demokratische Verfassung meinen, denn alle rechtsnationalen Gruppierungen betrachten die so genannte »Lehre der Heiligen Ungarischen Krone« als verfassungsmäßiges Recht. Auch die Vereidigung der Garde erfolgte auf eine Replik der »Heiligen Krone« und wurde angeführt von Mitgliedern der »Ehrenwache des Ritterordens zur Heiligen Krone Mutter Gottes der Ungarn«. Diese Lehre aber ist Ausdruck des völkischen Denkens im Land, da sie unter Magyaren das ethnisch-homogene Volkstum ohne Juden und Roma versteht und zudem revisionistisch auch die Auslandsungarn in den Nachbarländern mit einberechnet. Auch der tief greifende Kulturpessimismus, wichtigste Antriebskraft für den Antisemitismus, bricht sich Bahn in Vonas Rede: »Wir sind wie ausgesetzte Hunde [...] und haben keine Vergangenheit, keine Gegenwart, keine Zukunft.«

»Die Erneuerung der Nation kann weder mit Demonstrationen, noch mit Volksentscheiden erreicht werden!«, fährt er fort und alle wissen, dass er an den bisherigen Hoffnungsschimmer der Rechten, den gegenwärtigen Oppositionsführer, Viktor Orbán, denkt. Im Klartext heißt das vor allem: Orbán ist für sie abgeschrieben, er hätte viel getan, doch hätte das nicht gereicht. Eine Lösung könne die »Garde der ungarischen Hoffnungen« bieten, die die »siegreiche Revolution des Aufbaus des nationalen Bewusstseins« vollende. Deshalb arbeite sie schon jetzt daran, »mit einer Stiftung im Hintergrund« ein Netz von Volkshochschulen aufzubauen und die Menschen in Fächern »Christlicher Glaube«, »Wahre magyarische kulturelle Tradition« und »Runenschrift « auszubilden. Zudem werde sie »eine eigene Krankenversicherung für die eigene Rasse gründen.«

White Power als Zukunftsoption

»Ungarn gehört den Magyaren, und es liegt nur an uns, dass es auch so bleibt!«, ruft er zum Schluss. Doch die verzückten Zuhörer nehmen die letzten Worte kaum noch wahr, sie sind beinahe entrückt von den rassischen Visionen des »Führers«. Vona, seine Partei, die Garde und ihr Umkreis haben in Ungarn viele Sympathisanten. An den Hochschulen und Universitäten ist »Jobbik« relativ stark vertreten, ist sie doch selbst eine von Jungakademikern gegründete Partei.

Sie scheint – im Gegensatz zur ehemaligen rechtsradikalen MIÉP (»Partei für Ungarisches Leben und Gerechtigkeit«) – dafür geeignet, die jungen radikalen Akademiker zusammenzuhalten und weiterzubilden. Die gegenwärtige Oppositionspartei »Fidesz – MPSZ« (Fidesz) (Fidesz – »Ungarische Bürgerliche Union«) koaliert auf kommunaler Ebene in 17 Wahlkreisen mit ihr, der Chefredakteur der Fidesz-nahen Wochenzeitschrift »Magyar Demokrata« und Mitglied des Kulturausschusses von Fidesz, András Bencsik, ist Mitglied in der Garde, und auch die bekannte 1956er Revolutionärin und Grande Dame von Fidesz, Maria Wittner, tritt regelmäßig mit Vona auf. Mitglieder der »Jobbik«-Führungsspitze sind vor allem in den so genannten nationalen, aber zum Teil auch in öffentlich-rechtlichen Medien immer wieder gefragte Gäste, in christlichen Kirchen werden ihre Planungen verkündet, und ihre Anwesenheit bei kirchlichen Feierlichkeiten scheint dem jeweiligen Anlass eine besondere und weihevolle Stimmung zu verleihen.

Auch die junge Partei »Új Demokratikus Koalíció« (UDK) (»Neue Demokratische Koalition«), deren Chef Sebestyén Gorka ist, heißt die Garde willkommen. Gorka ist im Übrigen Professor an der renommierten NATO-Einrichtung, dem »Europäischen George C. Marshall-Zentrum für Sicherheitsstudien« in Garmisch-Partenkirchen. Selbst Staatspräsident Laszló Sólyom warnte vor falscher Panikmache im Zusammenhang mit der Garde, und erst auf die direkte Aufforderung des Ombudsmannes für Minderheitenfragen, Ernö Kállai, distanzierte er sich am 11. Dezember 2007 von ihr. Hoffentlich nicht zu spät.

Angespannte Stimmung

Denn inzwischen marschiert die Garde in jenen Dörfern, in denen viele Roma leben, gegen die »Zigeunerkriminalität« auf. Es gibt wenig Widerstand, oft werden die Gardisten vielmehr mit offenen Armen erwartet, wie zum Beispiel zuletzt, als sich eine Bürgermeisterin über »jede gutwillige Hilfe für die Sicherheit des Dorfes« freute. Antiziganismus hat in Ungarn Tradition und ist bis weit in die Mitte der Gesellschaft verbreitet. Selbst der Präsident des »Komitees für die Belange der Minderheiten, der Zivilgesellschaft und der Religion«, der Abgeordnete der Fidesz, Zoltán Balogh, warnte in seiner Rede im Parlament davor, dass »die ungarische Mehrheit der Roma-Minderheit ausgeliefert« sein könne.

Während dessen sind viele Roma in Panik und trauen sich oft nicht aus dem Haus. Die Aggressionen, die das völkische Denken auslöst, scheinen kurz davor, in Pogrome umschlagen zu können. Der Philosoph Miklos G. Tamás schätzt die Lage in einer Sendung des Klubradios sehr pessimistisch ein: »In dieser angespannten Situation reicht es, wenn ein Roma in seiner verzweifelten Lage eine ungeschickte Bewegung macht. Man kann sich vorstellen, was dann passiert«.